24.10.2023
Der nachhaltige Zugang zu Arzneimitteln ist ein aktuelles Thema in Österreich und anderen europäischen (EU-)Mitgliedstaaten, das in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Immer öfter sehen sich Patient:innen mit Situationen konfrontiert, in denen Arzneimittel in Apotheken nicht verfügbar sind oder es an Behandlungsmöglichkeiten für ihre (seltenen) Krankheiten mangelt. Die politischen Entscheidungsträger im Gesundheitssystem haben währenddessen mit der Bewältigung der Gesundheitsausgaben im Kontext von Haushaltszwängen zu kämpfen.
Das Projekt „Ensuring Patient Access to Medicines in Austria and the EU by Improving the Pharmaceutical Value Chain“ (kurz: Patient Access to Medicines) zielt darauf ab, nachhaltige Lösungen für das Problem des begrenzten Patient:innenzugangs zu Arzneimitteln in Österreich vorzuschlagen, indem versucht wird, die Widerstandsfähigkeit und Attraktivität der pharmazeutischen Wertschöpfungskette zu stärken. Das Vorhaben wird mit Mitteln aus dem EU-Förderprogramm „Instrument für technische Unterstützung“ (TSI) finanziert und endet im November 2023. Initiiert wurde es durch die Generaldirektion für die Unterstützung von Strukturreformen der Europäischen Kommission (DG REFORM) im Auftrag des österreichischen Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) und unterstützt durch das österreichische Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW).
In der ersten Projektphase wurden zunächst die Stärken und Schwächen der pharmazeutischen Wertschöpfungskette im Hinblick auf den Patient:innenzugang zu Arzneimitteln in Österreich aus politischer, wirtschaftlicher, sozio-kultureller, technologischer, ökologischer, rechtlicher und ethischer Sicht analysiert. Darauf basierend wurden sieben Themenbereiche, die die wichtigsten Hindernisse und Chancen für den Zugang zu Arzneimitteln darstellen, identifiziert. In Folge wurden in einem weiteren Schritt potenzielle politische Maßnahmen zur Stärkung eines nachhaltigen Zugangs der Patient:innen zu Arzneimitteln in Österreich vorgeschlagen. Diese wurden auf Basis einer im Projekt eigens entwickelten Entscheidungsmatrix und mit auf die Ziele der öffentlichen Gesundheit ausgerichteten Bewertungskriterien beurteilt und priorisiert. Für die dadurch präferierten Maßnahmen wurden weiterführende Handlungsempfehlungen für eine mögliche Umsetzung erarbeitet.
Die priorisierten Maßnahmen konzentrieren sich insbesondere auf die folgenden Themenbereiche: Möglichkeiten der Registerrecherche, Erhöhung der Flexibilität und Transparenz im Sinne der Liefersicherheit von essenziellen Arzneimitteln, gemeinsame Beschaffung in öffentlichen Krankenanstalten, die Pilotierung von Outcome-Based Managed Entry Agreements, Vorschläge zur Verbesserung der Finanzierung hochinnovativer Arzneimittel sowie Ansätze zur Stärkung der Produktion. Aufgrund der Brisanz des Themas Lieferengpässe, wurde ein besonderer Fokus auf Handlungsempfehlungen in diesem Bereich gelegt.
Das Projekt wurde von einem internationalen Expertenkonsortium durchgeführt, das Expertise in den Bereichen Public Health, Gesundheitsökonomie, medizinische Forschung, pharmazeutische Regulierung und Gesetzgebung, Innovation, ökonomische Analyse, politische Analyse, Strategie und Umsetzungsunterstützung mit fundierten Kenntnissen des österreichischen und europäischen Systems vereint. Das Konsortium wurde durch ein unabhängiges Advisory Board unterstützt. Weiters gaben Mitglieder eines eingesetzten Sounding Boards, bestehend aus Vertreter:innen der Länder, der Sozialversicherung und der Industrie Feedback zu den Themenstellungen. Vertreter:innen beider Gremien lieferten auch Input zur Bewertung und Priorisierung der politischen Maßnahmen.
Während des gesamten Projekts wurden öffentliche und private Stakeholder, die an der Arzneimittelversorgung von Patient:innen beteiligt sind, konsultiert. Die Ergebnisse werden nun für weitere Entscheidungen zur Umsetzung an die Politik übergeben.
Jennifer Eisinger war Projektleiterin und hat das Projekt seitens Repuco Unternehmensberatung gemeinsam mit ihren Kolleginnen Nadine Heimberger und Isabell Götze betreut: "Unsere Bemühungen im Rahmen des Projekts 'Patient Access to Medicines' waren darauf ausgerichtet, innovative und nachhaltige Strategien zu entwickeln, um den Zugang von Patient:innen zu lebenswichtigen Arzneimitteln zu verbessern. Dabei hatten wir im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung nicht nur die Arzneimittelpolitik samt Attraktivität und Resilienz der Wertschöpfungskette im Fokus, sondern haben auch stets die Werte des digitalen Humanismus im Sinne adäquater Digitalisierungsmaßnahmen in den Mittelpunkt gestellt. Diese Herangehensweise ermöglicht es uns, die Gesundheitsversorgung der Menschen zu stärken und gleichzeitig ethische und gesellschaftliche Belange zu wahren. Die Ergebnisse unseres interdisziplinären Expertenteams bilden die Grundlage für zukünftige Entscheidungen und Maßnahmen zur Verbesserung der Arzneimittelversorgung in Österreich."
Jennifer Eisinger BA MA,
Projektleiterin und Head of Healthcare,
Repuco Unternehmensberatung (Tochterunternehmen der msg Plaut)