Die digitale Souveränität rückte in den letzten Jahren immer stärker in den Fokus europäischer Politik. Bei dieser Debatte ist die Datensouveränität – also die Hoheit über die eigenen Daten – entscheidend. Die persönlichen Daten von EU-Bürgern, aber auch sensible Unternehmensdaten gilt es zu schützen, sodass diese selbstbestimmt genutzt werden können. In diesem Zusammenhang verstehe ich digitale Souveränität sowohl als Schutzmechanismus, als auch als offensives Instrument zur Förderung von Innovationen. Doch wie kann dies in der Umsetzung im europäischen Kontext gelingen?
Die deutsch-französische Initiative Gaia-X bietet eine Möglichkeit, den Anforderungen an eine digitale Souveränität auf europäischer Ebene zu begegnen. Ziel ist es, Nutzenden und Anbietenden von Daten mehr Sicherheit und Vertrauen bieten zu können und neue Formen der Zusammenarbeit zu realisieren. Es wird eine europäische Dateninfrastruktur geschaffen, welche die Werte der Europäischen Union berücksichtigt.
Jedoch soll hier kein geschlossenes System entstehen. Gaia-X schafft ein Regelwerk, mit welchem offene Schnittstellen und Standards eine Verknüpfung von Daten ermöglichen. Zusammen mit den zentralen Prinzipien von Datenschutz und Datensicherheit bietet Gaia-X somit die idealen Voraussetzungen für eine selbstbestimmte Nutzung der Daten.
In vielen Ländern der EU wird die Umsetzung von Gaia-X bereits angegangen, wobei Staat und Wirtschaft Hand in Hand zusammenarbeiten. Wir als msg begleiten solch einen Prozess in Österreich. Mit der Ö-Cloud Initiative wird hier ein eigener nationaler „GAIA-X Hub Austria“ aufgebaut, welcher Bestandteil der übergreifenden europäischen Gaia-X-Initiative ist und die Voraussetzungen für eine europäische Dateninfrastruktur auf nationaler Ebene schafft. So wird zum Beispiel die Zertifizierung von österreichischen Unternehmen auf Grundlage des Gaia-X-Frameworks vorangetrieben, Standards konkretisiert und Erfahrungen durch Use Cases gesammelt.
Entscheidend für den Erfolg von Gaia-X ist die Nutzung durch die Unternehmen. Nur so kann das Innovationspotenzial, welches durch Gaia-X generiert wird, auch freigesetzt werden. Eine kürzlich erschienene, von Bitkom in Auftrag gegebene, repräsentative Umfrage zeigt: 46 Prozent aller deutschen Unternehmen planen bereits, Gaia-X-Dienste zu nutzen oder können es sich zumindest vorstellen. Vor allem größere Unternehmen sind gegenüber der Initiative überwiegend positiv gestimmt, wobei Datenschutz und Datensicherheit die zentralen Kriterien für eine Nutzung sind.
Wichtig ist es also, sowohl auf europäischer als auch auf staatlicher Ebene weiter für das Projekt Gaia-X zu werben und dieses zu fördern. Dabei muss es darum gehen, Unternehmen – und vor allem kleinere Unternehmen – auf ihrem Weg hin zu Gaia-X zu unterstützen. Denn nur wenn möglichst viele Gaia-X nutzen, wird aus der Idee einer europäischen Dateninfrastruktur ein effektives Instrument, um Daten zu schützen und Innovationen zu ermöglichen. Aus meiner Sicht kann so digitale Souveränität in Europa erreicht werden.
Von: Dr. Georg Krause, CEO msg Plaut