29.04.2020
Hans Zehetmaier steuerte als Gründer der msg systems ag über vier Jahrzehnte die äußerst erfolgreiche Entwicklung der msg.
In diesem Kommentar erzählt er von der Entwicklung der msg und den Herausforderungen der erfolgreichen Unternehmensführung.
Gemeinsam mit zwei Kollegen gründete ich 1980 die msg – ein heute erfolgreiches, eigenfinanziertes und unabhängiges Unternehmen mit weltweit über 8.000 Mitarbeitenden.
Ein Unternehmen mit über 1 Milliarde Euro Umsatz und mit über 8.000 Mitarbeitenden 40 Jahre lang zu führen, ist keine leichte Aufgabe. Mit steigenden Umsatz- und Angestelltenzahlen sowie sich ändernden Rahmenbedingungen haben sich auch regelmäßig die Ansprüche an die Führung geändert. Diesen Veränderungen proaktiv zu begegnen, nachhaltig zu handeln und die Zeichen der Zeit mitzuprägen, war stets mein Anspruch. Als wir das Unternehmen in den 80er Jahren gründeten, gab es kaum Hürden. In den 90er Jahren waren wir bereits 60 Mitarbeitende; der Jahresumsatz war auf sechs Millionen DM gestiegen. Wir wollten geschäftskritische Projekte mit unseren Kunden angehen und haben entschieden, uns stark weiterzuentwickeln – nicht nur was die Qualität unseres Leistungsangebots betrifft, sondern auch in Bezug auf die Unternehmensgröße. Zu anderen Zeiten mussten wir das Wachstum bremsen, da sich das Unternehmen nicht so schnell hätte anpassen können.
In 40 Jahren habe ich Unternehmensführung auch als Spannungsfeld erlebt: ein Spannungsfeld zwischen Stabilität und Dynamik, zwischen Kooperation und Wettbewerb, zwischen Risikofreude und Berechenbarkeit, zwischen Freiheit und Abhängigkeit. Die jeweiligen Pole lassen sich nicht gegeneinander aufwiegen. Der eine ist so wichtig wie der andere: Wir wollten inhabergeführt bleiben, eigen- und selbstfinanziert wachsen und nicht abhängig von Aktionären sein. Dies ermöglichte uns wirtschaftliche Unabhängigkeit und damit Freiheit in der Gestaltung des Unternehmens. An anderer Stelle entschieden wir uns bewusst für Abhängigkeiten in Form von engen Kooperationen. Die Märkte öffnen sich heute immer mehr und werden durchlässiger; neue, innovative Geschäftsmodelle entstehen oft in übergreifender Kooperation.
Kreativität und Zielstrebigkeit sind wichtig, um voranzukommen. Die Digitalisierung verändert den Markt grundlegend: Neue Firmen drängen in den Markt, Kunden werden zu Wettbewerbern, etablierte Unternehmen entwickeln ihr Portfolio weiter. Die Konkurrenz ist größer, der Markt härter geworden. Auch auf Krisensituationen muss man vorbereitet sein. Schaffen wir es als Unternehmen, der Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitenden gerecht zu werden? Schaffen wir es, der Corona-Krise kreative und innovative Lösungen entgegenzusetzen? Ich bin davon überzeugt, dass wir es schaffen! Ein solches „Geht nicht gibt’s nicht“ kann nur in einer menschen- und innovationsfreundlichen Unternehmenskultur gelebt werden. Daher ist der Umgang mit Mitarbeitenden wesentlich für eine nachhaltig erfolgreiche Unternehmensführung. Offenheit, Ehrlichkeit, Respekt und Fairness sind aus meiner Sicht Voraussetzung für ein gutes Miteinander. Die offene Diskussion über Hierarchien hinweg bedingt das Bewusstsein, dass wir Menschen alle gleich sind: Diese grundlegende Haltung ist wesentlich für gute Führung. Ich denke, dass ein wertschätzender, respektvoller Umgang mit einer offenen Diskussionskultur auch in den Teams der msg gelebt wird. Der gute Zusammenhalt und die Expertise der vielen Mitstreiter und Mitstreiterinnen haben die msg zu dem gemacht, was sie heute ist.
Als Vorstandsvorsitzender in einem größer werdenden Vorstandsteam wollte ich tragende Entscheidungen immer als das Ergebnis einer offenen Diskussion mit allen Vorstandsmitgliedern treffen. Mir war wichtig, im Konsens zu entscheiden. Das Ringen um Argumente erfordert viel Zeit und Energie – es lohnt sich aber.
Ich freue mich, in diesem Jahr das operative Geschäft in die fähigen Hände des sechsköpfigen Vorstandsteams übergeben zu haben, dem Nachhaltigkeit und langfristiger Erfolg genauso wichtig sind wie mir. Als Aufsichtsratsvorsitzender bin ich in engem Austausch mit dem Vorstandsteam und freue mich, die weitere Entwicklung des Unternehmens zu begleiten.
Von: Hans Zehetmaier